Weihe der Frauenkirche – Reportagefotografie, Dresden
Dresden, am 30.10.2005 – Die Weihe der Frauenkirche in Bildern und meine Backstage-Erlebnisse als Reportagefotograf.
Heute gehört die Frauenkirche, ganz selbstverständlich, zum Stadtbild Dresdens.
Das war nicht immer so. Am 13. Februar 1945 bombardierten alliierte Geschwader Dresdens Frauenkirche, die zwei Tage später zusammenbrach. Ruine und Trümmer erinnerten viele Jahrzehnte danach noch an dieses Ereignis am Neumarkt. Ehrlich gesagt, konnte ich die inhaltliche Reichweite dieser Trümmer, beim Besuch dieses Denkmals, zu tiefsten DDR-Zeiten und als damaliger „Thälmann-Pionier“, weder fassen noch verarbeiten.
Und zugegeben – als vom Wiederaufbau der Frauenkirche gesprochen wurde, konnte ich als damals Neunzehnjähriger noch immer wenig damit anfangen. Es war „Wendezeit“, wie die Zeit der Wiedervereinigung auch gern mal genannt wird. Der Ästhet in mir, wenn man an dieser Stelle überhaupt davon sprechen darf, bejahte den Wiederaufbau wohlwollend. Wohl immer noch, ohne die Bedeutung begreifen zu können.
Anfrage – Dokumentation Weihe der Frauenkirche
Die Küche des Dresdner Hilton Hotels war damals für das Catering, nach der Weihe der Frauenkirche, im Albertinum zuständig. Holm fragte mich, ob ich das mit der Kamera begleiten wolle?
Unbedingt sagte ich. Ja, mit fünfunddreissig Jahren war mir die weitreichende Bedeutung dieses Anlasses natürlich bewusst. Ich freute mich, diesen, nicht nur für die Dresdener, wichtigen Tag als Fotograf festhalten zu dürfen.
Im Visier des Scharfschützen während der Weihe der Frauenkirche
Durch Holm hatte ich die Möglichkeit, die Weihe vom Dach des Hilton zu fotografieren. Ehrlich gesagt, dachte ich, dass ich die Scharfschützen auf den umliegenden Dächern sah, bevor sie mich ausmachten. So hielt ich mein 200er Tele direkt auf die Jungs. Zugegeben, eine ziemlich törichte Fotografen-Idee. Jedenfalls wurde mir das schnell klar, als ich durch das Tele direkt in die Gewehrmündung eines Scharfschützen blickte. Also nicht nur ich hatte da was im Visier, wohl auch die Elitemänner der Verteidigung.
Zeit für einen schnellen Rückzug. Offensichtlich hatte man den Aufzug, der bei entsprechender Autorisierung, ziemlich direkt auf das Hoteldach führte, nicht auf dem Schirm. Mich nun wohl.
Was machen Sie denn hier?
Nachdem die Weihe der Frauenkirche draussen fortschritt, war es Zeit, sich in Richtung Albertinum am Neumarkt aufzumachen. Die Vorbereitungen für das Catering sollten fotografiert werden. Zugang zu solchem verschaffte mir ein Zutrittsbändchen am Handgelenk. Farbe und Kennzeichnung des Bandes habe ich heute nicht mehr parat. Umso wichtiger war es damals.
Es gab, wie ich im Nachgang feststellen musste – besser, wie mir beigebracht wurde, unterschiedliche Zutrittsberechtigungen. Für meins galt „Catering Backstage“. Also ganz klar hinter den Kulissen. Ok, das wusste ich natürlich nicht. Wirklich nicht. So fotografierte ich so ziemlich alles, was ich für wichtig hielt. Klar, dafür verliess ich eben genannten Backstage-Bereich. Also so lange, bis der „Chef Security Agent“ besonnenen Schrittes auf mich zukam und mich fragte, was ich denn hier mache?
Was für eine Frage, dachte ich. Ich hielt die Kamera hoch und fragte, wonach es denn aussehen könnte? Zugegeben – mit etwas Abstand ziemlich bescheuert. Aber irgendwas lies den Chef der Security Milde walten. Er erklärte, ohne sonderlich emotional zu werden, dass er mich eigentlich rausschmeissen wollte. Aber dass es dafür zu spät sei, denn die Politprominenz sollte, von der offiziellen Weihe der Frauenkirche kommend, jede Sekunde eintreffen.
Er hätte ein Auge auf mich … Lässiger Typ.
